»Eines meiner absoluten Lieblingsalben ist Live At Fillmore East von der Allman Brothers Band. Ich habe Ende der Sechziger angefangen, Gitarre zu spielen. Ich kann mich nicht erinnern, während der ersten fünf Jahre etwas anderes getan zu haben als mit der Gitarre vor dem Plattenspieler zu sitzen und zu versuchen, mir alle möglichen Riffs und Soli herauszuhören und zu lernen. Ich war wie ein Schwamm und dieses Doppelalbum für mich ein Stück Gitarren-Himmel. Ich musste es irgendwann gegen ein neues Exemplar austauschen, weil es zu abgenutzt und kaum noch anzuhören war.
Mehr als von jeder anderen LP habe ich von Live At Fillmore East gelernt, wie wichtig es ist, ein Gefühl dafür zu bekommen, was man spielt: Ein gutes Solo braucht Gefühl, Melodie und Struktur. Duane Allman und Dickey Betts waren in diesen Disziplinen jeder für sich unschlagbar. Sie haben das alles intuitiv während des Spielens beherzigen können. Ihr Zusammenspiel hatte Spannung und einen guten Fluss.
Die Allmans waren eine vom Southern-Soul durchströmte Bluesrock-Band — aber was für eine! Mir würde keine Hardrock-Scheibe dieser Zeit einfallen, von der ich Vergleichbares hätte lernen können. Die langen Improvisationen in ›In Memory Of Elizabeth Reed‹ und ›Whipping Post‹ sind unverfälschte Ausdrücke echter Leidenschaft. Sie sind dem Jazz und der klassischen Musik ähnlich und genauso ein Bestandteil des Songs wie der Gesang von Gregg Allman oder die Rhythmusarbeit der zwei Schlagzeuger Jaimo und Butch Trucks.
Hier versteht man, weshalb der Jam eine Kunstform ist, die längst nicht jeder beherrscht. Diese zwei Gitarristen haben dich auf eine Achterbahnfahrt mitgenommen. Sie haben Geschichten erzählt und emotional kommuniziert, es gab eine tiefe Verbindung zwischen ihren Herzen und ihren Händen auf den Griffbrettern. Ich war so sehr mit dieser Band verbunden, dass ich mir Live At Fillmore East immer wieder tief in der Nacht laut aufgedreht über Kopfhörer angehört habe. Ich bin unwahrscheinlich dankbar dafür, dass ich damals diese Band entdecken konnte.«