Trevor Rabin

Rio

InsideOut
VÖ: 2023

Elegant zwischen den Stühlen

Eine bemerkenswerte Karriere hat der im südafrikanischen Johannesburg geborene Multiinstrumentalist hingelegt. Nach drei tollen, aber völlig verkannten Melodic-Rock-Alben gelangte Trevor Rabin zur Yes-Mitgliedschaft der 90125-Phase und machte sich hernach einen Namen als Filmmusik-Komponist. Lässt man das rein instrumentale Jacaranda (2012) außer Acht, ist Rio sein erstes Lebenszeichen seit dem exzellenten Can’t Look Away (1989).

Melodisch, wuchtig und versehen mit einem überaus eleganten Gitarrenton, klingt ›Big Mistakes‹ fast wie eine robustere Erweiterung des Yes-Albums Big Generator (1987), aber Rabin kann auch elitär, wenn es die Umstände verlangen. Das bombastisch-schwermütige ›Oklahoma‹ behandelt den schweren Terroranschlag, bei dem am 19. April 1995 168 Menschen ums Leben kamen.

Das fast neoklassische Prog-Epos ›Push‹ vereint in sechs Minuten virtuos gehandhabte elektrische und akustische Gitarren, Streicher und Piano und beweist, wie dramatisch unterbewertet der 69-Jährige nicht nur als Gitarrist ist. Und schwer zu fassen: Zwischen Country-Ausflügen (›Goodbye‹), diffizil arrangierten Gesangsharmonien (›Tumbleweed‹) und halsbrecherischen Geschwindigkeitsvariationen (›Toxic‹) entzieht sich Rabin einmal mehr jeder Kategorisierung.

 

(7/10)
TEXT: MARKUS BARO

ROCKS PRÄSENTIERT

DAS AKTUELLE HEFT

Cover von ROCKS Nr. 102 (05/2024).