Eine verdienstvolle Archiv-Aufbereitung und eine wahre Fundgrube für Musik-Archäologen und Zeitgeistforscher ist diese Serie von vier Doppel-CDs, über die sich die Entwicklung der Musik und der unterschiedlichen Bandbesetzungen von Manfred Mann nachvollziehen lässt: Zu begutachten sind Aufnahmen der BBC mit unveröffentlichte Songs, Demos und Live-Mitschnitten in unterschiedlicher Klangqualität, dazu gibt’s Jingles, Interviews und ausführliche Begleittexte. Radio Days Vol. 1: The Paul Jones Era und Radio Days Vol. 2: The Mike d’Abo Era dokumentieren eine Band, die ganz gezielt kommerziellen Erfolg sucht, dabei aber nie ihre Wurzeln im Jazz und Blues verleugnet.
»Wir wollen schöne Musik machen, die etwas vom Jazz beeinflusst ist«, erklärt Manfred Mann im BBC-Interview, mit dem Radio Days Vol. 3 beginnt, das sich mit Chapter III befasst: Die kurzlebige Formation hinterließ gerade mal zwei Studio-Werke. Hört man heute die vorliegenden Live-Aufnahmen, entdeckt man eine Spielwiese für Musiker, die offenbar alle Freiheiten hatten und hemmungslos Pop-Appeal mit Jazz vermischen, bis hin zu eruptiven atonalen Ausbrüchen. Auf der anderen Seite deutet sich in dieser Band bereits in Ansätzen die progressive Rockrichtung an, die Mann sodann mit der Earthband einschlagen würde.
Deren Anfänge sind auf Vol. 4 mit Konzertaufnahmen aus den Jahren 1971 bis 1973 dokumentiert. Die Improvisationsfreude ist die gleiche wie bei Chapter III, nunmehr allerdings anders musikalisch grundiert, ausgelebt von einer Band aus exzellenten Solisten, die ihre Talente immer in den Dienst des Ensemblespiels stellen. Bemerkenswert ist zudem, insbesondere bei den frühen Aufnahmen, ein erstaunlich karger Sound in kantigen Arrangements, die in der Rückschau wie ein trotziger Gegenentwurf zu der Opulenz klingen, die sich in dieser Musikrichtung später breit machen sollte.