Johnny "Guitar" Watson
Delta Music
VÖ: 2017
Seine Aufnahmen der späten Fünfziger ließen auf eine glorreiche Zukunft als Gitarrist, Pianist und Blues-Showman hoffen. Dann hatte Johnny „Guitar“ Watson ein gutes Jahrzehnt mit dem musikalischen Überleben zu kämpfen, ehe er sich in den Siebzigern als schillernder Funk-, Soul- und Blues-Akteur neu erfand.
Amplifier
Rockosmos
VÖ: 2017
An dem stilistisch breiten Doppeldecker The Octopus wären die progressiven Alternative-Rocker aus Manchester beinahe zerbrochen und doch hat sich das Quartett um Frontmann Sel Balamir mit jeder Veröffentlichung seither neu erfunden. Dem improvisiert und introvertiert wirkenden Echo Street folgte das ruppige Mystoria mit dröhnenden Fuzz-Gitarren. Ihr sechster Streich ist nun wieder ein irre abenteuerlustig strukturiertes Werk geworden.
Danzig
AFM
VÖ: 2000
Es ist schon ein Kreuz mit Glenn Danzig. Bereits beim letzten Album Deth Red Sabaoth (2010), dessen gutklassiges Songmaterial sich erfreulicherweise wieder stärker als alle Platten ab 1996 auf die frühen (und besten) Danzig-Alben berief, schmälerte ein suboptimaler Sound das Vergnügen.
Little Steven
Big Machine
VÖ: 2017
Mit seinem sechsten Alleingang schlägt Springsteens langjähriger Steuermann der E Street Band elegant den Bogen zu seinem Solo-Erstling Men Without Women aus dem Jahre 1982.
Broken Teeth
Ellefson Music
VÖ: 2017
Hatten Broken Teeth ihren Riff-Rock zuletzt noch ordentlich mit von Motörhead betanktem Action-Rock’n’Roll aufgeladen, leben sie ihren Spleen für AC/DC, Rose Tattoo und generell sleazige Tanz-Musik wieder viel gelassener und mit bluesverdreckter Klangwärme aus. Und mit viel mehr Groove.
Hell In The Club
Frontiers
VÖ: 2017
Hauptberuflich singt Davide Moras für die italienischen Folk- und Power-Metaller Elvenking, in seiner Zweitband Hell In The Club lebt er hingegen sein Faible für Achtziger-beeinflussten Hardrock mit dicken Chören und einem hauchdünnen Sleaze-Überzug aus.
Styx
Universal
VÖ: 2017
Seit dem Ausstieg ihres singenden Keyboarders Dennis DeYoung ist den amerikanischen Pomp- und Prog-Rockern der Hang zu allzu theatralischem Musical-Bombast sukzessive abhanden gekommen. In die progressiv-melodische Richtung kehren Styx nun zurück.
Delaney & Bonnie
Warner
VÖ: 2017
Die Band des Ehepaars Bramlett war die erste weiße Formation mit einem Plattenvertrag bei dem in Memphis ansässigen Soul-Label Stax Records: eine passende Heimat für ihre schwungvolle Interpretation des Southern-Soul und Rhythm’n’Blues. Was Delaney & Bonnie aber genauso auszeichnete, ist die innige Liebe zur einfachen, in geselliger Gemeinschaft gespielten Musik.
Great White
Bluez Tone
VÖ: 2017
Im Januar legte ihr ehemaliger Sänger Jack Russell sein erstes Album nach der Trennung von seiner langjährigen Band vor, die vor gut fünf Jahren von einer amtlichen Schlammschlacht begleitet wurde. He Saw It Comin’ hatte fraglos seine Momente, doch mit bluesbasiertem Hardrock – und damit dem klassischen Sound von Great White – hatte die Scheibe nur bedingt zu tun.
The Quill
Metalville
VÖ: 2017
Seit einer halben Ewigkeit zählt die Band aus dem schwedischen Städtchen Mönsterås zum Inventar der skandinavischen Heavy-Rock-Szene. Sieben LPs haben The Quill seit ihrer Gründung 1990 veröffentlicht, von denen gerade die ersten drei einen ungebrochen guten Ruf genießen.
Status Quo
Virgin
VÖ: 2017
Mit dem Nummer-eins-Album On The Level erleben Status Quo 1975 ihren Höhenflug, von dessen Erfolg der 1976 veröffentlichte Nachfolger Blue For You ungemein profitiert.
Roger Waters
Sony
VÖ: 2017
Um deutliche Kommentare zu Politik und Weltgeschehen war Roger Waters noch nie verlegen. Immer streitbar, gern belehrend und mit einem Hang zur Selbstgerechtigkeit inszenierte sich der Sänger und Bassist spätestens ab dem Pink Floyd-Opus Animals (1977) als Meckerer und Mahner. In seinem 74. Lebensjahr hat sich daran nichts geändert.
The Magpie Salute
Eagle
VÖ: 2017
Das endgültige Aus der Black Crowes scheint Rich Robinson von einer großen Last befreit zu haben. Schon auf seinem letzten Solo-Album klang der Gitarrist abgeklärt und erfrischend optimistisch — wirklich viel bewegt hat auch Flux (2016) für den Musiker aber nicht: In der Wahrnehmung und in der allgemeinen Wertschätzung ist er weiterhin im dunklen Schatten seines singenden Bruders und dessen Chris Robinson Brotherhood geblieben.
Jethro Tull
BMG
VÖ: 2017
Eins muss man Ian Anderson lassen: Es fällt ihm immer etwas Neues ein, um dem respektablen Jethro Tull-Repertoire einen neuen kreativen Funken einzuhauchen. Die Idee hinter diesem Werk ist in der Theorie bestechend. Man inszeniere die Songs für zwei Violinen, Viola und Cello, füge hie und da noch Flöte und Mandoline hinzu, und schon hört der Fan Vertrautes in einem neuen akustischen Kontext.
Rose Tattoo
Golden Robot
VÖ: 2017
Unbegreiflich, dass diese Aufnahmen nahezu 35 Jahre lang unbekannt geblieben sind! Verständlich allerdings, dass sie nun anlässlich der Guns N’Roses-Tour in Australien veröffentlicht werden, bei der die Tatts bei drei Konzerten als Special Guest auf der Bühne stehen. Dokumenten wie diesem gibt man mangels besserer Alternativen gern das Attribut authentisch.
Chicago
Rhino
VÖ: 2000
Wer mit dem Namen Chicago vor allem ihre auf Hochglanz polierten Breitwand-Balladen aus den Achtzigern in Verbindung bringt, dürfte staunen, was für eine wagemutige, progressive und in Teilen verblüffend sperrige Band die 1967 gegründeten Amerikaner in ihren Anfangsjahren waren. Auch auf dem zweiten Album Chicago (1970) fusionierte das Septett virtuos Rock, Jazz, Pop, Funk und klassische Musik.
Snakecharmer
Frontiers
VÖ: 2000
Mit verdienten Veteranen glänzt diese „kleine Supergroup“, in der Gitarrist Laurie Wisefield (Wishbone Ash), Bassist Neil Murray (Whitesnake), Keyboarder Adam Wakeman (Ozzy) und Schlagzeuger Harry James (Thunder) ihrem Sänger Chris Ousey (Heartland) den Weg bereiten.
Warrant
Frontiers
VÖ: 2017
Sechs Jahre nach dem Neustart mit dem sträflich unterbewerteten Rockaholic legen Warrant ihr zweites Album mit Frontmann Robert Mason (ehemals Lynch Mob) nach. Bei Louder Harder Faster ist der Name Programm: Die Platte sprüht vor Kraft und Energie, wurde von Dokken- und Foreigner-Bassist Jeff Pilson druckvoll und lebendig produziert und beamt den Hörer schon mit dem eröffnenden Titeltrack in eine klassische Hardrock-Party.
All Them Witches
New West
VÖ: 2017
Eigentlich schade, dass die spannenden Psychedelic-Blues-Jams auf dem vierten Album des originellen Quartetts aus Nashville fast komplett unter den Tisch gefallen sind. Gerade die hatten auf den umwerfenden Vorgängern Dying Surfer Meets His Maker und Lightning At The Door den besonderen Reiz ausgemacht, die ungehemmt zwischen dröhnendem Siebziger-Blues- und Heavy-Rock sowie Fuzz-getränkten Stoner-Sound wilderten.
Robert Cray
Jay-Vee
VÖ: 2017
Robert Cray, der in den Achtzigern als verhältnismäßig junger Bursche maßgeblich zur Revitalisierung des Blues beigetragen hat, ist mittlerweile selbst ein anerkannter Altmeister mit Klassikerformat. Seinen sanftpfotigen Hybriden aus Blues, funkigem R&B und Pop hat er nach dem Durchbruch mit Strong Persuader (1986) immer weiter verfeinert — bis er wieder dazu überging, seiner Musik sukzessive das Mainstream-Element zu entziehen.
Ryan Adams
Pax-Am
VÖ: 2017
Nein, ein zweites Gold (2001) ist sein sechzehntes Solo-Album nicht geworden, auf dem Ryan Adams seine Scheidung und sein völlig aus der Bahn geratenes Gefühlsleben zu verarbeiten versucht. Wer an dem Singer-Songwriter besonders schätzt, wie er mit einfachsten Mitteln — Paul Westerberg gelingt dies ähnlich — ein körpervereinnahmendes Gefühl beinahe verzweifelter Sehnsucht heraufzubeschwören versteht, wird vor Prisoner auf die Knie fallen.

DAS AKTUELLE HEFT

Cover von ROCKS Nr. 104 (01/2025).