Es ist nahezu unmöglich, den Einfluss des Punk auf den frühen Heavy Metal der ausklingenden Siebziger zu unterschätzen. Auch in der Musik von Iron Maiden schlug er sich zunächst nieder. Verglichen mit der filigranen Erhabenheit der späteren Dickinson-Ära mag das selbstbetitelte Debüt der Gruppe wie ein bulliger Brocken mit ziemlich schroffen Kanten wirken — allerdings fasst kein zweites Album die räudige Essenz der frühen NWoBHM charmanter und aufregender zusammen als der Erstling Iron Maiden.
Nicht nur das Zombie-Maskottchen Eddie verleiht der neuen Schwermetall-Welle ein Gesicht: Frontmann Paul Di’Anno singt und pöbelt wie ein alkoholisierter Rowdy im Glauben, unbesiegbar zu sein. Dave Murray und Dennis Stratton an den Gitarren und Bandchef Steve Harris am Bass interpretieren die von Wishbone Ash vorgelebte Harmonielehre mit der Kraft einer angriffslustigen Raubkatze.
Plump ist hier gar nichts: Ob im Titelstück, im atmosphärischen ›Strange World‹, im lospreschenden ›Runnning Free‹ oder im bedrohlichen ›Remember Tomorrow‹ — ihr Zusammenspiel ist wild und hochenergetisch und melodisch immer wieder ungewöhnlich komplex.
Höhepunkt ist dabei die turbulente Berg-und-Tal-Bahn-Fahrt ›Phantom Of The Opera‹, ein frühes Meisterwerk der Maiden-Melodien über sieben kunstvoll ornamentierte Minuten und ein erstes deutliches Prog-Vorzeichen. Heute vor 40 Jahren erschien Iron Maiden: Happy Birthday!
Iron Maiden — Iron Maiden (1980)
1. Prowler
2. Remember Tomorrow
3. Running Free
4. Phantom Of The Opera
5. Transylvania
6. Strange World
7. Sanctuary (urspr. non-Album-Single)
8. Charlotte The Harlot
9. Iron Maiden
Besetzung:
Paul Di'Anno — Gesang
Dave Murray — Gitarre
Dennis Stratton — Gitarre
Steve Harris —Bass
Clive Burr — Schlagzeug