Metallica

...And Justice For All (1988)

1988 ändert sich für Metallica alles: …And Justice For All findet auf Anhieb reißenden Absatz — die Single ›One‹ etabliert das Quartett endgültig im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Unumstritten ist ihre vierte LP keinesfalls.

TEXT: DANIEL BÖHM

Als sich Metallica im Januar 1988 in den One On One Recording Studios in Hollywood für Aufnahmen einnisteten, ging es nicht nur darum, den Nachfolger des goldprämierten Master Of Puppets einzuspielen, sondern die erste LP ohne ihren prägenden Bassisten Cliff Burton, dessen Unfalltod gerade etwas mehr als ein Jahr zurücklag.

Die Band wollte eine Platte, die grundlegend anders war als alles, was man bisher von ihr kannte — genau das ist ihr mit …And Justice For All gelungen. Dass im finalen Mix Jason Newsteds Bass nur mit großem Wohlwollen herauszuhören ist, trägt zum sehr speziellen Soundcharakter ebenso bei wie zum Mythos, der dieses Album bis heute umgibt.



Auch wenn die vierte Scheibe der Speed- und Thrash-Metal-Pioniere in ihrer umfänglichen Wirkung nicht halb so monumental wie der Vorgänger von 1986 geriet: Nichtig wird ihr Einfluss deshalb nicht — dafür hat alleine schon die Hit-Auskopplung ›One‹ (wahlweise ein Anti-Kriegs-Song oder eine Miniaturfassung von Tommy im Thrash-Format) viel zu viele Menschen mit der Band in Berührung gebracht.

…And Justice For All war das erste Album, auf dem Metallica nicht bloß nach Instinkt spielten, sondern eine Idee konstruierten, der manch einer eine schwer zu ertragende Selbstbezogenheit vorwarf, die zudem noch an einem seltsam ausgehöhlten Sound litt.

Genauso lässt sich das Album allerdings auch als verschachtelt strukturiertes Studio-Abenteuer genießen, das Riffs und Breaks en masse zu bieten hat, die in beinahe progressiv anmutenden Thrash-Perlen der Sorte ›Blackened‹, ›The Frayed Ends Of Sanity‹ oder dem Neuneinhalbminuten-Instrumental ›To Live Is To Die‹ zusammenlaufen.


 

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