Neil Young

Homegrown

Reprise
VÖ: 2020

Legendäres aus dem Archiv

1974 ist Neil Young überaus produktiv: Die Veröffentlichung seines düsteren Meisterwerks Tonight’s The Night, bereits im Vorjahr fertiggestellt, hat er im letzten Moment zurückgezogen und stattdessen das kaum lebensbejahendere On The Beach eingespielt. Ergebnislos verlaufen Sessions mit David Crosby, Graham Nash und Stephen Stills, und so kehrt der Kanadier nach einer großen US-Tour ins Studio zurück, um mit Gästen wie Tim Drummond, Ben Keith und den The Band-Musikern Robbie Robertson und Levon Helm ein Album einzuspielen, das exakt so klingt, wie es heißt.
Homegrown besitzt dank des minimalistischen Schlagzeug-Einsatzes, den rollenden Piano-Tupfern und Pedal-Steel-Gitarren diesen unverkennbaren Siebziger-Young-Vibe. Dabei sei das schmerzhaft persönliche Werk nie für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen: die Aufnahmen wandern für 45 Jahre ins Archiv, auch wenn Teile in veränderter Form auf Alben wie American Stars ’n Bars, Zuma oder Hawks & Doves auftauchen und Linda Ronstadt mit ihrer Version von ›Love Is A Rose‹ einen Hit landen kann. Nun ist Homegrown erstmals in seiner Gesamtheit zu hören und füllt mit Liedern wie dem bluesigen ›We Don’t Smoke It Anymore‹, dem fabelhaften ›Try‹, einem Duett mit Emmylou Harris, oder dem melancholischen ›Separate Ways‹ die schmale Lücke zwischen Harvest, Comes A Time und Old Ways.

(8/10)
TEXT: MARKUS BARO

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