Neil Young

Psychedelic Pill

Warner
VÖ: 2012

Zwischen Langatmigkeit und Höhepunkten

Journey Through The Past nannte der kanadische Folk-Rocker 1972 ein Soundtrack-Album, dieser Titel wäre nun auch für seine 35. Studioarbeit passend gewesen. Psychedelic Pill klingt höchstens durch die verfremdeten Gitarren im Titelsong stellenweise mal psychedelisch. Die Scheibe entstand mit den famosen Garagen-Rockern Crazy Horse im Anschluss an die Aufnahmen seines erst sechs Monate alten Albums Americana. Ein Drittel der großzügigen Spielzeit beansprucht die Endlos-Jam ›Driftinʼ Back‹, in der Young die immer wieder gleichen Textfragmente zwischen uninspirierte und quälend lange Gitarren-Ausritte quetscht.

Besser wirkt das immerhin auch 16 Minuten lange ›Ramada Inn‹: Hier erschaffen Trommler Ralph Molina und Bassist Billy Talbot ein stoisch rollendes Rhythmusgerüst, auf dem Young sich mit dröhnender und gewohnt ruppiger Saitenarbeit ausbreitet. Auch der fabelhafte Country-Rocker ›Twisted Road‹, in dem sich der 68-Jährige vor Helden wie Dylan und Grateful Dead verbeugt, und das packende ›Sheʼs Always Dancing‹ sind Glanzpunkte des „letzten Hippies“, der sich einen Spaß daraus macht, immer mal wieder Fragmente aus der glorreichen Vergangenheit aufblitzen zu lassen.

(7/10)
TEXT: MARKUS BARO

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