Accept

Restless And Wild (1982)

Nicht nur Udo Dirkschneider fand auf Breaker seine schrille Charakterstimme: Ihr drittes Album war gleichbedeutend mit der eigentlichen Geburt von Accept. Den Nachfolger Restless And Wild schreibt die Metal-Instanz in spe ganz für die Ewigkeit.

TEXT: DANIEL BÖHM

Die beiden Flying-V-Gitarren, die auf der Rückseite der Plattenhülle von Breaker aneinander lehnten, brennen lichterloh. Dass Restless And Wild mit seinen akzentuierten Riffs und den tragenden Grooves entschiedener auf den Schultern von Wolf Hoffmann und Peter Baltes aufgebaut wirkt, kommt nicht von ungefähr: Jörg Fischer hatte die Band im Januar 1982 verlassen und seinen Platz zunächst Jan Koemmet überlassen, der zumindest noch an Demos mitwirkte. Bei den Plattenaufnahmen im Studio von Dieter Dierks ist aber lediglich Hoffmann als Gitarrist anwesend — Herman Frank ist entgegen der Angaben auf dem Cover nicht auf Restless And Wild zu hören.



Gleich die Eingangsnummer wird zu einem der berühmtesten Genre-Songs überhaupt: Für das Volksliedintro (›Ein Heller und ein Batzen‹) hatte die Mutter des Studiobesitzers eine alte Schallplatte zur Verfügung gestellt, auf der ihr Spross als kleiner Junge Volks- und Kinderlieder gesungen hatte — das Donnerwetter danach gilt als einer der ersten Speed-Metal-Songs der Geschichte.



›Flash Rocking Man‹ und ›Restless And Wild‹ sind Paradebeispiele für die große Riff-Kunst dieser Gruppe, die mit kraftstrotzenden Gang-Chören im Refrain ordentlich gegenhält. Priest-Annäherungen gibt es nach wie vor (›Ahead Of The Pack‹, ›Shake Your Head‹). Und dass Accept trotz ihrer offensichtlichen Liebe zu britischem Heavy Metal einen eigenen Pulsschlag haben, demonstrieren sie nicht zuletzt im Bühnen-Look, den sich Sänger Dirkschneider nach einem Tipp von Alex Parche verpasst: Die kurzen Haare und die Tarnfarbenklamotten fallen auf.


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